Curacao, 3. Februar 2013
Die Entscheidung fiel erst Mitte Oktober vergangenen Jahres. Ein konkurrenzfähiges Schiff stand zum Verkauf und ich hatte die Change meinem lang gehegten Wunsch nachzukommen, Eigner eines modernen 5,5 m zu werden. Da die Weltmeisterschaft vor Curacao bereits Ende Januar stattfinden sollte, musste alles ganz schnell gehen: Der Schweizer 5,5 m Bootsbauer Christoph Wilke kümmerte sich um den Bootstransport, meine große Tochter Verena um Flüge und Hotel und ich selbst um Segel und Mannschaft. Alexander Riklin und Starboot Olympionike Frithjof Kleen waren sofort mit im Boot. Unser Auftrag hieß "Mission Possible " und dementsprechend auch der Name des Bootes.
20 "Moderne" sowie 2 ältere, nicht mehr konkurrenzfähige 5,5 m Designs (genannt "Evolutions") wurden nach Curacao verschifft. Wir reisten bereits am 19.Januar an, um uns in Ruhe mit dem Schiff vertraut machen zu können. Denn keiner von uns war bis dahin 5,5 m gesegelt. Sehr schnell stellten wir fest, dass diese Boote nicht nur elegant aussehen, sondern auch sehr sportlich gesegelt werden müssen. Bereits am ersten Trainingstag zog sich Alexander eine Rippenquetschung zu. Das langes Hängen wurde zur Qual und nach drei Tagen wars dann soweit: es ging nicht mehr, ich musste einen kurzfristigen Ersatzmann finden, da die Zeit bis zum Beginn der WM drängte und Curacao keinen Katzensprung von Deutschland entfernt ist. Ein Anruf bei meinem alten Kumpel Thomas Auracher genügte. Er beendete seinen Skiurlaub in Kitzbühel und bestieg bereits am nächsten Morgen um 7 Uhr den ersten Flieger nach Amsterdam. Thomas kam und Alexander verlies schweren Herzens Curacao.
Die Segelbedingungen waren gigantisch: Der Passat blies Tag und Nacht, 14 Tage ohne Pause, die gesamte Zeit unseres Aufenthaltes! Ich hab so was noch nie in meiner Segellaufbahn erlebt! Nach drei intensiven Trainingstagen mit meiner "neuen" Crew Thomas und Frithjof ging die Weltmeisterschaft los. Das Gefühl war gut, der Speed passte, die Manöver wurden täglich besser.
Die WM wurde am ersten Tag mit nur einem Lauf bei 20-25 Knoten gestartet. Hohe Wellen und starker Strom. Ein guter Pinend Start, die richtige linke Seite gewählt und an der Luvtonne bereits in Führung liegend, gewannen wir relativ unbedrängt diese Wettfahrt. Der zweite Regattatag verlief ähnlich, wieder zwei Tagessiege, die Konkurrenz war geschockt.
Tag drei wurde zum Desaster: Im ersten Rennen -auf Position zwei liegend- riss der starke Wind alle Stagreiter der Genua auf, so dass wir das Vorsegel bergen und neu anbauen mussten. Vorm Start zur zweiten Wettfahrt des Tages mussten wir mit Entsetzen feststellen, daß das Genuafall angebrochen war. Nach notdürftiger Reparatur hechelten wir mit drei Minuten Verspätung dem Feld hinterher. Platz sechs und neun war eine magere Ausbeute, da der amtierende Weltmeister zwei Tagessiege einfuhr und somit in Führung lag. Wir waren auf dem Boden der Realität zurückgekehrt. Nur wenn der Weltmeister patzen würde, bliebe uns noch die realistischen Change, die WM ganz oben abzuschließen. Denn zu konstant segelte Christian Neergaard mit seinem Team. Und genauso kam es dann auch. Neergaard fing sich im zweiten Rennen des darauffolgenden Tages eine Black Flagg Disqualifikation ein. Somit lagen wir nach den Plätzen zwei und eins vorm alles entscheidenden letzten Rennen der WM mit zwei Punkte Vorsprung in Führung!
Die Bedingungen ähnelten sich denen der Vortage: Gleiche Windstärke (20-25 Knoten), gleiche Windrichtung, aber etwas höhere Wellen. Neergard musste riskieren und zwei Plätze zwischen sich und uns bringen, um noch Weltmeister zu werden. Uns genügte ein Platz hinter ihm. Wir entschieden uns für eine konservative Taktik, ohne Match Race Geplänkel, beim Startschuss im Lee vom Gegner positioniert. Unser Plan ging voll auf und wir segelten ein kontrolliertes Rennen und behielten die Kontrolle bis ins Ziel.
Somit sind Thomas, Frithjof und ich zum erstenmal 5,5 m Weltmeister. Wir sind stolz auf unser Ergebnis, denn er war nicht so einfach wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint! Titelverteidiger Christian Neergard wurde Vizeweltmeister, Jochen Schümann schrammte mit einem gutem Endspurt am Ende knapp am Podest vorbei und wurde vierter.
Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei meinen Sponsoren AEZ, BMW, Transbunker und Marinepool bedanken. Ohne deren Unterstützung wäre für mich die Tour in die Karibik nicht realisierbar gewesen.
"Mission Possible" erfüllt!